Men­schen er­kl?­ren Ma­schi­nen, die sich selbst er­kl?­ren

Mit Forschenden auf erster Konferenz des Transregios 318 diskutieren

Die Prozesse des maschinellen Lernens sind für viele Menschen unverst?ndlich. Im Sonderforschungsbereich/Transregio (SFB/TRR) 318 ?Constructing Explainability“ (Erkl?rbarkeit konstruieren) der Universit?ten Bielefeld und Paderborn erarbeiten Wissenschaftler*innen Wege, Erkl?rprozesse zu gestalten und Nutzer*innen die Erkl?rungen einer Künstlichen Intelligenz (KI) steuern zu lassen. Auf der ersten vom TRR 318 organisierten internationalen Konferenz liegt der Schwerpunkt auf der sozialwissenschaftlichen Forschung zu erkl?render KI. Die Tagung tr?gt den Titel ?Explaining Machines“ und wird am 23. und 24. Juni im CITEC-Geb?ude der Universit?t Bielefeld ausgerichtet. Die Konferenzsprache ist Englisch.

Eine der zentralen Fragen in der KI-Forschung ist derzeit, wie verst?ndliche Erkl?rungen der dahinterliegenden maschinellen Prozesse erreicht werden k?nnen: Sollen Menschen in der Lage sein, zu erkl?ren, wie Maschinen funktionieren, oder sollten die Maschinen selbst lernen, sich zu erkl?ren?

?Die Zweideutigkeit im Titel unserer Konferenz ?Explaining Machines‘ drückt verschiedene M?glichkeiten aus: Maschinen erkl?ren sich selbst oder Menschen erkl?ren Maschinen – oder vielleicht beides gleichzeitig“, sagt Professorin Dr. Elena Esposito. Die Bielefelder Soziologin leitet ein Teilprojekt des TRR 318 und organisiert die Konferenz gemeinsam mit ihrem Paderborner Kollegen Professor Dr. Tobias Matzner. Der Medienforscher leitet ebenfalls ein Transregio-Teilprojekt. ?Wenn das Erkl?ren von Maschinen eine soziale und politische Wirkung haben soll, reicht es nicht aus, dass die Erkl?rungen für Informatiker*innen verst?ndlich sind“, so Matzner. ?In die Erkl?rprozesse müssen unterschiedlich sozial situierte Menschen einbezogen werden – von Mediziner*innen über Rentner*innen zu Schüler*innen.“

Technische und soziale Herausforderungen von KI-Projekten


Das Organisationsteam hebt den interdisziplin?ren Fokus der Konferenz hervor. ?Es reicht nicht aus, KI-Systeme nur mit der Expertise einer Fachrichtung zu entwickeln. Informatiker*innen, die die Maschinen entwerfen, müssen mit Sozialwissenschaftler*innen zusammenarbeiten, die untersuchen, wie Menschen und KI interagieren und unter welchen Bedingungen das geschieht “, sagt Esposito. ?Die Herausforderung von KI-Projekten ist heute mehr denn je sowohl technischer als auch sozialer Natur. Mit der Konferenz m?chten wir anregen, die Perspektiven und Erkenntnisse der Sozialwissenschaften mit in die Debatte um erkl?rende Maschinen einzubeziehen.“

Bislang arbeiten an der Erkl?rbarkeit von Künstlicher Intelligenz vor allem Informatiker*innen: ?W?hrend in diesem Forschungsansatz vor allem die Sichtweise besteht, dass Erkl?rbarkeit und Verstehen durch Transparenz entsteht – also dann, wenn m?glichst alle Informationen verfügbar sind – ist eine alternative Sicht die der Ko-Konstruktion“, sagt die Linguistin und Transregio-Sprecherin Professorin Dr. Katharina Rohlfing von der Universit?t Paderborn. ?In unserer Forschung betrachten wir Menschen nicht als passive Partner, die Erkl?rungen empfangen. Erkl?rungen entstehen vielmehr an der Schnittstelle zwischen Erkl?rer*in und Erkl?rungsempf?nger*in. Beide gestalten den Erkl?rprozess aktiv und arbeiten darauf hin, sich auf gemeinsame Ideen und Vorstellungen zu verst?ndigen. Für die Erforschung von Erkl?rbarkeit ist eine f?cherübergreifende Zusammenarbeit essentiell.“

Vortragende aus Medienforschung, Philosophie, Rechtswissenschaft und Soziologie


Zum Veranstaltungsprogramm geh?ren zehn Kurzvortr?ge. Unter den internationalen und renommierten G?sten sind der Experte für rechtliche Aspekte der Künstlichen Intelligenz Professor Dr. Frank Pasquale, die Juristin und Philosophin Professorin Dr. Mireille Hildebrandt, der Philosoph zum Thema Internet Dr. David Weinberger, die Philosophin zum Thema KI-Ethik Dr. Cansu Cansa, der Soziologe Dr. Dominique Cardon, die Rechtswissenschaftlerin Dr. Antoinette Rouvroy und der Medienforscher Dr. Bernhard Rieder. Im Anschluss an die Impulsvortr?ge haben die Teilnehmenden die Gelegenheit, die Forschungstexte, die ihnen nach ihrer Anmeldung per E-Mail zugehen, mit den Vortragenden zu diskutieren.

Die Konferenz ?Explaining Machines“ ist die erste gro?e wissenschaftliche Veranstaltung des Transregios 318. In den kommenden drei F?rderjahren sind weitere Fachkonferenzen geplant, die das Konzept der Erkl?rbarkeit aus unterschiedlichen wissenschaftlichen Disziplinen zum Thema haben.

Journalist*innen sind eingeladen, über die Veranstaltung zu berichten. Eine Anmeldung ist erforderlich bei: communication@trr318.uni-paderborn.de. Die Tagungsleiter*innen und Transregio-Sprecher*innen stehen w?hrend der Konferenz vor Ort für Medienanfragen zur Verfügung.

Sonderforschungsbereich/Transregio (TRR) 318


Das stark interdisziplin?r ausgerichtete Forschungsprogramm mit dem Titel ?Constructing Explainability“ (?Erkl?rbarkeit konstruieren“) geht über die Frage nach Erkl?rbarkeit von KI als Grundlage algorithmischer Entscheidungsfindungen hinaus. Der Ansatz f?rdert die aktive Teilnahme der Menschen an soziotechnischen Systemen. Ziel ist es, die Mensch-Maschine-Interaktion zu verbessern, das Verst?ndnis von Algorithmen in den Mittelpunkt zu stellen und dieses als Produkt eines multimodalen Erkl?rprozesses zu untersuchen. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) stellt dafür bis Juli 2025 rund 14 Millionen Euro F?rdergelder zur Verfügung.

Weitere Informationen

Foto (TRR 318): Wie k?nnen Erkenntnisse aus den Sozialwissenschaf-ten die Debatte um erkl?rende Maschinen berei-chern? Das ist ein Aspekt, um den es auf der ersten Konferenz des Transregios 318 geht.
Foto (links: Universit?t Bielefeld/ Michael Adamski, rechts.: Uni-versit?t Paderborn): 必威体育 übernehmen die Konzeption der Konfe-renz: Dr. Elena Esposito (li.), Professorin für Soziologie und ihre interdisziplin?re Vernet-zung von der Universit?t Bielefeld, und Dr. Tobias Matzner (re.), Professor für Medien, Algorithmen und Gesellschaft von der Uni-versit?t Paderborn.

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