Na­chruf: Prof. Dr. Mi­lo? Lán­sk? ver­storben

Am Freitag, 13. Mai 2005, verstarb in Tschechisch-Budweis o. Prof. Dr. Milo? Lánsk?, emeritierter Professor der Bildungsinformatik an der Universit?t Paderborn und langj?hriger  Mitherausgeber der ersten deutschsprachigen kybernetischen Fachzeitschrift, der Grundlagenstudien aus Kybernetik und Geisteswissenschaft / Humankybernetik.

Milo? Lánsk? wurde am 30.7.1926 in Prag geboren, wo er die Schule besuchte und nach dem Krieg an der Karlsuniversit?t Mathematik und Physik studierte. 1952 erwarb er dort den Doktorgrad. Er erlangte die Kandidatur der technischen Wissenschaften 1957 an der Tschechischen Technischen Universit?t Prag und habilitierte 1963, wieder an der Karlsuniversit?t, für das Lehrgebiet Mathematik. 

1960 bis 1964 war er (?nach mehrj?hrigen politischen und gerichtlichen Auseinandersetzungen mit der Hochschulleitung in Prag“, wie er in seinem Lebenslauf erw?hnt) vorübergehend Inhaber des Lehrstuhls für Mathematik und Physik am P?dagogischen Institut in Karlsbad und wirkte anschlie?end ein Jahr an der P?dagogischen Fakult?t in Pilsen, bevor er nach Prag zurückkehrte. Seit diesen Jahren arbeitete er an theoretischen Grundlagen und didaktisch-technischen Entwicklungen von Lehrmaschinen und Lehrprogrammen, sp?ter immer st?rker am p?dagogischen Rechnereinsatz, ein Forschungs- und Entwicklungsgebiet, das er anf?nglich Mathematische P?dagogik, sp?ter Bildungsinformatik nannte und mit dem er weltweit als einer der fünf Haupttr?ger der kybernetischen P?dagogik bekannt wurde.

Nach Ende des Prager Frühlings emigrierte Lánsk? 1968 nach ?sterreich, übernahm in Linz den für ihn eingerichteten Lehrstuhl für Kybernetische P?dagogik an der Naturwissenschaftlich-Technischen Fakult?t der Johannes-Kepler-Universit?t, die ihn zum Dekan w?hlte, wirkte  gleichzeitig entscheidend am Aufbau der Bildungswissenschaftlichen Universit?t Klagenfurt als deren Prorektor mit und wurde 1971 nach Paderborn berufen. Mit einem Teil seiner Linzer Mitarbeiter begann er hier am Landesforschungszentrum FEoLL das Institut für Bildungsinformatik aufzubauen und übernahm die Funktion des wissenschaftlichen Gesch?ftsführers des FeoLL. 1972 wurde er als Nachfolger von Klaus Weltner für zwei Jahre Vorsitzender der GPI, des Fachverbands für Bildungstechnologie, der sich damals noch ?Gesellschaft für Programmierte Instruktion“ nannte. Gleichzeitig war Lánsk? Professor der Bildungsinformatik an der Universit?t Paderborn, zu der er 1981 mit einigen seiner Institutsangeh?rigen hauptamtlich überwechselte. Er arbeitete hier bis zu seiner Emeritierung 1991 an der Weiterentwicklung der Bildungsinformatik und setzte die Einführung der Informatik als Schulfach und Lehramtsstudiengang in Nordrhein-Westfalen durch. Anschlie?end kehrte er in seine tschechoslowakische Heimat zurück, wo er - wieder an der Karlsuniversit?t, daneben aber auch an der slowakischen P?dagogischen Universit?t Nitra - als das Doktoratsstudienprogramm Bildungstechnologie einführte und als Professor eine gr??ere Anzahl von Doktoranden betreute.

Lánsk? geh?rte zu den Mitgründern und Vollmitgliedern der Akademio Internacia de la Sciencoj (AIS) San Marino, des AIS Deutschland e..V. und des tschechischen AIS-Verbandes. Mit einem Stipendium des Deutschen Akademischen Austauschdienstes war er 1967-1968 ein Jahr wissenschaftlicher Gast des Instituts für Kybernetik an der damaligen P?dagogischen Hochschule Berlin. Seit 1991 bildete er zusammen mit Helmar Frank und Manfred Wettler das Direktorium dieses Instituts, das inzwischen seine Hauptt?tigkeit nach Paderborn verlegt hatte und zum Institut der AIS wurde.

Lánsk? erhielt 1996, an seinem 70. Geburtstag, in einer Feierstunde an der Karlsuniversit?t Prag als erster den Wiener-Schmidt-Preis für hervorragende Leistungen auf dem Gebiet der Kybernetik, insbesondere der Kommunikationskybernetik. Seine bildungskybernetischen Schriften, die überwiegend in tschechischer und deutscher Sprache, teils aber auch in Englisch ver?ffentlicht sind, erschienen, von seiner Tochter herausgegeben, als Band 8 und 9 der umfassenden Quellensammlung ?Kybernetische P?dagogik“.

Aus Anlass seines 80. Geburtstags wird die AIS zusammen mit dem von Lánsk? in Nitra gegründeten UNESCO-Lehrstuhl für Bildungstechnologie und dem Weltbund für Kybernetik, Informatik und Systemtheorie (TAKIS) im Sommer 2006 ein Ged?chtnissymposion veranstalten.

Autor: Prof. Dr. Helmar Frank, E-Mail: hfr@uni-paderborn.de,  Tel.: 05251-163511, Fax: -163533