Was die Kirche und den Recht­spop­u­lis­mus eint und trennt

Journalist Andreas Püttmann und Professorin Beate Küpper diskutieren auf Einladung der KHG und des BDKJ vor 100 Zuh?rern über Vorurteile und Menschenfeindlichkeit religi?ser Menschen und wie dem zu begegnen ist

Paderborn. Trump und Le Pen, AfD und Pegida: Der Rechtspopulismus erlebt derzeit in vielen L?ndern eine neue Hochkonjunktur. Im ?Super-Wahljahr“2017, mit der gerade stattgefunden NRW-Landtagswahl und der Bundestagswahl im September, wollte die Katholische Hochschulgemeinde (KHG) bewusst einen starken politischen Akzent setzen. 必威体育 lud gemeinsam mit dem Paderborner Di?zesanverband des Bundes der deutschen katholischen Jugend (BDKJ) zu einer Podiumsdiskussion mit einem kontroversen Thema ein: ?Die Kirche und der Rechtspopulismus“. Der Journalist Andreas Püttmann und die Sozialforscherin Beate Küpper sprachen über ?heimliche Sympathie und bewusste Ablehnung“.

Wie sehr das Thema die Menschen bewegt, zeigte sich daran, dass rund 100 Zuh?rer ins Forum St. Liborius gekommen waren. Das Publikum bestand zu gro?en Teilen aus jungen Leuten, es fanden sich aber auch Vertreter des Erzbistums, Priester und kirchliche Mitarbeiter im Forum St. Liborius ein. Neben vielen beeindruckenden Beispielen der N?chstenliebe gebe es auch Beispiele für gruppenbezogene Vorurteile, die von religi?sen Menschen ausgingen, leitete Studierendenpfarrer Nils Petrat in das Thema ein. Von den beiden geladenen Experten wollten er und Moderatorin Claudia Auffenberg deshalb wissen: Wie ist das zu erkl?ren? Woher kommt die heimliche – oder in den sozialen Medien oft auch ?ffentliche – Sympathie einiger kirchlicher Kreise mit Positionen des Rechtspopulismus? Und wie ist dem zu begegnen?

Andreas Püttmann, promovierter Politikwissenschaftler, freier Journalist und Publizist, nahm die Kirchen zun?chst in Schutz. Die Mitglieder der gro?en Konfessionen h?tten in Deutschland unterdurchschnittlich links oder rechts gew?hlt. ?Je n?her jemand zur Kirche steht, desto weniger Sympathie hat er für die AfD“, sagte Püttmann. Denn der Rechtspopulismus sei eigentlich das genaue Gegenteil des Christentums: Statt Empathie, N?chstenliebe, Demut und Gelassenheit (die christlichen Grundwerte), sei er bestimmt von Empathielosigkeit, Egoismus, Hybris und Daueraufgeregtheit.

Allerdings gebe es einen kleinen Teil rechtspopulistischer Christen. Die Ursache laut Püttmann: ?Dauer-Frustration“ wegen des schwindenden Einflusses der Kirche und eine gefühlte Kirchenfeindlichkeit in der Gesellschaft. Das leitende Thema aber sei der angebliche ?Gender-Wahn“, also die Aufl?sung der Geschlechterrollen. ?Das macht die Ultra-Katholiken und Evangelikalen ganz jeck“, so Püttmann.

Auch Beate Küpper, deren Forschungsschwerpunkte gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit, Religion und Vorurteile sind, hat das ?Bedrohtheits-Gefühl“ als einen entscheidenden Faktor ausgemacht. Man müsse gegen die ?feindliche Welt da drau?en“ zusammen halten, das sei der Eindruck dieser Menschen. 必威体育 wollten die Liberalit?t und Vielf?ltigkeit der Gesellschaft wieder zurück drehen. Abgrenzung und gleichzeitige Aufwertung der eigenen Gruppe seien die Merkmale des Rechtspopulismus. Forschungen h?tten zudem ergeben, dass Religion im Zweifelsfall Vorurteile bef?rdere anstatt vor ihnen zu schützen, berichtet die Professorin der Hochschule Niederrhein. So neigten Christen etwa st?rker zur Homophobie. Dieser sich ?leise einschleichende Rechtspopulismus“ sei tats?chlich eine Gefahr für christliche Zirkel.

Was kann man dagegen tun? ?Es kommt stark auf die Botschaft an“, wei? Beate Küpper. Dies sei in der Flüchtlings-Debatte gut zu beobachten gewesen. Dort h?tten sich kirchliche Funktionstr?ger eindeutig positioniert. Andreas Püttmann betont, dass es zudem eher die konservativen Bisch?fe gewesen seien, die sich gegen die AfD und Pegida ausgesprochen h?tten. Dies sei auch wichtig, denn Liberale würde in diesen Kreisen ohnehin nicht ernst genommen. Richtigen Rechtspopulisten k?nne man eh nicht mehr erreichen. Stattdessen sollte man sich auf die Unentschiedenen und Wankelmütigen, also die Mitl?ufer, konzentrieren. Zum Thema Flüchtlinge gebe es in der Bibel genug Zitate, dass man helfen solle und N?chstenliebe nicht an den Grenzen aufh?re. Er hatte auch einen Rat, wie man mit Gemeindemitgliedern umgehen solle, die die AfD w?hlten. ?Sprechen müssen sie als Christ mit jedem“, sagte Püttmann. Ob diese Menschen jedoch ein Amt, zum Beispiel im Pfarrgemeinderat bekleiden dürften, das sei jedoch immer eine Einzelfallentscheidung.

www.khg-paderborn.de

Text und Fotos: Birger Berbüsse

Diskutierten über die Kirche und den Rechtspopulismus: (v.l.) Studierendenpfarrer Nils Petrat, Moderatorin Claudia Auffenberg, BDKJ-Di?zesanvorsitzender Sebastian Koppers mit den beiden Experten Beate Küpper und Andreas Püttmann.
Diskutierten über die Kirche und den Rechtspopulismus: (v.l.) Studierendenpfarrer Nils Petrat, Moderatorin Claudia Auffenberg, BDKJ-Di?zesanvorsitzender Sebastian Koppers mit den beiden Experten Beate Küpper und Andreas Püttmann.